Ludwigsburger Originale: Das Streichholz

Schon mal vom Ludwigsburger Erfindergeist gehört? Tatsächlich sind so einige bekannte Produkte in Ludwigsburg erfunden worden — oder von Ludwigsburger:innen. Zum Beispiel das Aspirin. Der Leitz-Ordner. Das Toilettenpapier auf Rolle. Und auch das Streichholz.

In lockerer Abfolge stellen wir euch die schwäbischen Erfindungen vor und erzählen, wie sie entstanden sind.

Den Anfang machte das Toilettenpapier, dessen Erfinder wir euch zuletzt am »Tag des Toilettenpapiers« vorgestellt haben (passend zum Corona-Run aufs Klopapier). Jetzt folgt das Streichholz. Warum? Weil es uns ein Hygge-Gefühl verschafft, wenn wir damit Kerzen anzünden. Weil es gut zur Weihnachtszeit und zur kalten Jahreszeit passt. Und weil seine Erfindung eine wirklich spannende – und vorallem explosive – Geschichte ist. Lest selbst:


brennendes streichholz im dunkeln vor schwarzem hintergrund
 

Die Erfindung des Zündholzes

Jakob Friedrich Kammerer entwickelte 1832 in Ludwigsburg die kleinen Stäbchen zum Feuer anzünden und stellte sie erstmals fabrikmäßig her.
 

Eine Zündmaschine — das wärs! Denn im Jahr 1832 war es eine mühselige Angelegenheit, ein Feuer zu entfachen.

Meistens nutzte man Stahl, Feuerstein und Zunder dafür. Der Ludwigsburger Jakob Friedrich Kammerer war ein Tüftler und hatte schon einige seiner Erfindungen patentieren lassen. Eine Zündmaschine – das wäre etwas! Das ließe sich gut verkaufen. Lange probierte er im Schuppen hinter seinem Haus herum. Dabei verärgerte er wohl seine Nachbarn sehr, die sich über »das Gezündel und die Explosionen« sehr aufregten.

Kammerer versuchte, Schwefel zusammen mit Phosphor in einem Zündkopf zu verleimen. Das war schwierig, da Phosphor leicht entzündlich war. Zwar eine gute Eigenschaft für seinen Zweck, aber eben auch schwer zu verarbeiten. Als Sauerstoffspender fügte er noch Kaliumchlorat hinzu. Lange experimentierte er erfolglos herum. Schließlich gelang ihm nach vielen Fehlversuchen der Bau eines Phosphorstreichholzes.

 

Frag mal ein Kind, was es spannender findet: Streichholz oder Feuerzeug?

Die Antwort wird immer das Streichholz sein. Denn statt am Rädchen zu drehen und – schwupp – brennt die Flamme, bietet das Streichholz doch einiges mehr an Spannung als ein Feuerzeug:

Erst das kräftige Entlangstreichen an der Reibefläche. Dann das leise »zisch«, wenn die Flamme sich entzündet. Und dann das Auffackeln des Feuers, das nur wenige Sekunden brennt, bevor es erlischt. Diese knappe Zeit, die einem bleibt, um das Feuer weiterzureichen. Das hat schon was!

Und der rauchige Geruch danach, der noch eine Weile im Zimmer verbleibt — den gibts nur beim Streichholz!

 

Nicht ganz der erste Erfinder vom Streichholz,
aber der erste Industrielle

Ehrlicherweise muss man erwähnen, dass andere vor dem Ludwigsburger auch schon einmal so weit waren. Die Chinesen waren nicht nur beim Toilettenpapier schneller: Auch mit Schwefel getränkte Kiefernhölzchen gab es dort bereits um 930. Einen Vorläufer des Phosphorholzes erfand außerdem bereits 1828 der englische Apotheker John Walker. Doch Jakob Friedrich Kammerer kann für sich verbuchen, die ersten industriell hergestellten Hölzer erfunden zu haben.

Umzug von der Kirchstraße zum Asperger Tor

Als im Dachstuhl seines Hauses in der Ludwigsburger Kirchstraße ein Brand ausbrach, errichtete er einen neuen Betrieb am Asperger Tor. Dort ließ er die Streichhölzer fabrikmäßig herstellen. Nach kurzer Zeit beschäftigte er bereits 24 Mitarbeiter, die täglich 600 Zündholzkistchen herstellten. Doch Kammerer beschäftigte sich noch mit einem weiteren gefährlichen Zündstoff: der Politik.

Haft in Hohenasperg

Kammerer war politisch aktiv, was Einigen gar nicht gefiel. Wegen versuchten Hochverrats wurden er 1838 zu einer zweijährigen Festungshaft in Hohenasperg verurteilt. Doch er flüchtete und gelangte schließlich nach Riesbach bei Zürich. Dort setzte er seinen Plan fort, baute eine Zündholzfabrik und begründete somit die Schweizer Zündholzindustrie. Seine Hölzer verkaufte er nach ganz Europa.

Grabstein Kammerers auf dem Alten Friedhof Ludwigsburg

Grabstein Kammerers auf dem »Alten Friedhof Ludwigsburg«

In seinen späten Jahren zog es Jakob Friedrich Kammerer zurück in die Heimat nach Ludwigsburg, wo er 1857 verstarb.

Bleibt nur zu sagen: Danke, Herr Kammerer, für diese großartige Erfindung!


 

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Veröffentlichung: 21. Dezember 2022
Autorin: Tabea Lerch
Bildquellen
Titelbild: Bannon Morrissy
Brennendes Streichholz:  Yaoqi LAI 
Streichhölzer mit grüner Kerze: Hanna Balan
Kerzen, Streichhölzer und Kirsten Hellstern: Kirsten Hellstern
Grabstein: Peter Schmelzle