Homestory Altbau-Maisonette: So wohnen Nadja & Timo
»Man kann hier atmen«
Zu Hause bei Nadja und Timo in einer alten Offizierswohnung
Wer durch Ludwigsburgs südöstliche Altstadt läuft, fühlt sich ein bisschen wie in einem gut konservierten Geschichtsbuch. Besonders deutlich wird das am Karlsplatz: Dort, wo einst die Reiterkaserne von 1802 stand, entstanden zwischen 1907 und 1909 zwei stattliche Gebäude – errichtet vom königlichen Militärbauamt als »Familiengebäude für verheiratete Unteroffiziere«. Dreieinhalb Geschosse hoch, mit Mansarddach und barockisierender Fassade, stehen sie heute unter Denkmalschutz – steinerne Zeitzeugen mit Charakter. Und wer Glück hat, darf sogar hinein.
Wir haben Glück.
Nadja und Timo öffnen freudig die Tür – und laden uns ein in eine Maisonette-Wohnung, die Geschichte atmet, ohne verstaubt zu wirken.
Der erste Eindruck: hohe Decken, freigelegte Balken, Großzügigkeit. Der zweite: ein knallroter Mülleimer mit silberner Haube, prominent auf dem Balkon zum Innenhof. »Unser Taubenschreck«, sagt Timo lachend. Ein augenzwinkernder Stilbruch, der sofort zeigt: Hier wohnen zwei Menschen, die gern um die Ecke denken. Ecken gibt es in der Wohnung viele – trotzdem ist alles sehr offen gestaltet. »Man kann hier atmen«, sagt Nadja. Und man glaubt es ihr sofort.
Was diese Wohnung besonders macht, ist nicht nur ihre Geschichte, sondern ihr Rhythmus mit dem Tag. Fenster in alle Himmelsrichtungen lassen das Licht wandern – vom morgendlichen Streiflicht bis zur goldenen Stunde. Sogar durchs Badezimmerfenster fällt am Abend Sonne – ein liebevoller Hinweis aufs nächste Staubwischen inklusive.
Der eindrücklichste Blick aber gehört der Küche: Von dort schaut man direkt auf die Friedenskirche. »Jede Hochzeit kriegen wir mit«, schmunzelt Timo. Manchmal mit Glockengeläut, manchmal mit Seifenblasen.
Ludwigsburg ist für viele das Blühende Barock. Für Nadja ist es »das blühende Leben«. Das Schloss? Schön, klar. Aber wenn sie an ihre liebsten Orte denkt, ist das eher die Symmetrie der Straßen auf dem Heimweg oder das nächtliche Treiben vor dem Flint, dicht gefolgt vom Marktplatz, wo das Leben immer pulsiert.
Timo zieht es häufiger ins Osterholz – ein Stück Grün, das für ihn sowohl Arbeits- als auch Erholungsort ist. Dort hat er sein Studio, dort probt seine Band Mindead, die er vor einigen Jahren gegründet hat.
Ob Nadja auch Musik macht? Die beiden schauen sich an, lachen – und schweigen. Manchmal sagt das mehr als Worte. Später wird klar: in gewisser Weise schon. Sie unterstützt Bands und Künstler:innen im Merch-Vertrieb. In den letzten Wochen war sie mit Vincent Weiss unterwegs – und auch schon mit Nina Hagen.
Die Wohnung wurde unmöbliert übernommen – ein Glücksfall, wie Nadja findet. Fast jedes Möbelstück, jede Pflanze, trägt ihre Handschrift. Auch wenn ein, zwei Stücke vom Schweden stammen, verpasst sie ihnen kleine Upgrades, die sie zu Unikaten machen. Ein paar Schätze stammen auch vom Flohmarkt am Stuttgarter Marienplatz. Das gemütliche Bett der beiden hat ein befreundeter Schreiner gebaut.
Nur eine Leiter aus dem Keller gehört nicht zu Nadjas Werk – dafür aber zum festen Ritual: Timo nutzt sie zum Blumengießen. Die vielen geschenkten Pflanzen haben nicht nur dank der Sonnenstrahlen überlebt, sondern bestimmen inzwischen zusammen mit dem restlichen Grün das Zentrum des Wohn- und Essbereichs.
Nach dem ersten Einrichten hat sich kaum etwas verändert. Auch der »Wow«-Effekt, den Timo beschreibt, ist geblieben – seit sie die Wohnung vor etwa zwei Jahren zum ersten Mal besichtigt und sich direkt verliebt haben. Problemzonen? Fehlanzeige. »Nur ein Aufzug fehlt manchmal« – ein Flaschenzug wäre für die beiden die authentische, stilechte Lösung.
Man könnte sagen, sie können sich hier auf über 100 Quadratmetern gut aus dem Weg gehen – aber eben nur, um auf der Couch, dem Lieblingsplatz der beiden, wieder zusammenzufinden.
Bilder an den Wänden braucht’s hier nicht viele – die Wohnung spricht für sich. »Die hat ihren ganz eigenen Charme«, meint Nadja. »Mehr würde drücken.« Ein paar sorgfältig ausgewählte Fotos am Wandpfeiler reichen völlig. Die erzählen eh schon ihre eigene Geschichte. Auf den Bildern: Clubs, Bühnen, legendäre Locations der Umgebung. Nadja verrät, dass Timo dort als DJ aufgelegt hat – unter anderem in der legendären Rockfabrik. Viele dieser Orte gibt’s heute nicht mehr, aber an der Wand leben sie irgendwie weiter.
Es ist genau diese Mischung aus Historie und Alltag, die den Zauber dieser Wohnung ausmacht. Hier leben Menschen mit Gespür – für Raum, für Ruhe, für Rhythmus. Für gute Geschichte – und für noch bessere Geschichten. Die schreiben sie hier selbst – mit viel Sonnenlicht, einem knallroten Taubenschreck und einer gehörigen Portion Liebe für ihr kleines Stück Ludwigsburg.
Wie wohnt es sich in Ludwigsburg?
Deine Homestory
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Veröffentlichung: 15. Juni 2025
Autorin: Denise Bürkle
Bilder: Deborah Schulze