So geht es uns gerade [Teil 1]

Wie kommen die
Ludwigsburger:innen derzeit klar?

Wer hat sich gut zu Hause eingerichtet?
Wem sind Aufträge weggebrochen?
Wer hat Sorgen?
Wer gute Ideen für die Zukunft?


Wir lassen die Menschen aus unserer Stadt erzählen, was Corona mit ihnen macht. Was ihnen am meisten fehlt und was gerade gut ist. Die Berichte zeigen, wie sehr sich das Leben vieler Ludwigsburger:innen in den letzten Wochen verändert hat.

Lest im ersten Teil über:

Ernährungsberaterin Carolin Weiß », die neue Online-Angebote ausarbeitet und sicher ist, dass aus der Krise eine Weiterentwicklung entsteht.


Reiseveranstalter Georg Albrecht », der froh ist, wenn seine Kunden geplante Reisen nicht absagen, sondern verschieben.


Fotografin Maartje Ansems », die Spontanität vermisst und sich freut, dass die Natur sich erholen kann.


Lehrerin Petra Vogt », die sich mit digitalen Lernformen beschäftigt und Zeit für Spaziergänge hat.


Sanitätshaus-Inhaber Martin Gross », der befürchtet, dass die Menschen nach der Pandemie weitermachen wie bisher.

 


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Carolin Weiß

ist Ernährungsberaterin mit eigener Praxis in der Mühlstraße, Ludwigsburg.

ernaehrungsberatungludwigsburg.de

Wie geht es dir?

Es ist natürlich schlimm, wie viel Leid Corona an einigen Stellen bereitet. So muss ich doch gestehen, dass ich persönlich die ruhige Zeit gerade sehr genieße. Das schaufelt mir den Kopf frei und macht mich besonders kreativ. Ich bin so wissbegierig, wie seit meiner Gründung 2014 nicht mehr und bilde mich gerade in verschiedenen Bereichen per E-Learning fort. 

Was vermisst du? 

Ich vermisse ein wenig den persönlichen Kontakt zur Familie und Freunden. In der ersten und zweiten Woche war es noch okay, sich per Videokonferenz zu sehen. Aber so langsam merke ich, dass es mir von Tag zu Tag ein kleines bisschen schwerer fällt. 

Wie steht es aktuell um dein Business?

Ganz gut. Ich bin dankbar dafür, die Ernährungsberatung weiterhin online und telefonisch durchführen zu können, sodass ich zumindest einem Teil meiner Arbeit nachgehen und die Kunden weiterhin optimal unterstützen kann. Statt zu stagnieren, haben wir uns neue Möglichkeiten geschaffen, miteinander zu kommunizieren. Außerdem bin ich begeistert, dass viele, die zuvor solche Wege der Kommunikation noch abgelehnt haben, jetzt doch eifrig dabei sind. 

»Ich werde die Krise zeitversetzt zu spüren bekommen.«

Normalerweise nutze ich die Hälfte meiner Arbeitszeit für Vorträge in Firmen zum Thema »Ernährung«. Jedoch sind diese und sonstige Events bspw. wie der laufende Abnehmkurs und der geplante Kochkurs abgesagt. Dazu bin ich im Austausch mit den Unternehmen, um digitale und zusätzliche Online-Angebote zu starten (z.B. Webinar-Reihen und Online-Kurse). Dies sehe ich als große Chance, ergänzende Leistung zu Vorort-Angeboten aufzuzeigen.

Momentan sind das vor allem Bestandskunden. Neue Kundenanfragen habe ich momentan so wenig wie noch nie. Daher werde ich es zeitversetzt ab Juni/Juli zu spüren bekommen. Einige wissen nicht, dass es keinen besseren Zeitpunkt für den Beginn einer Ernährungsumstellung gibt als jetzt. Also trauen Sie sich und melden Sie sich ganz unverbindlich bei mir!

Vollkommen überwältigt bin ich davon, wie solidarisch wir mit unseren Mitmenschen umgehen. Die gegenseitige Hilfe unter Nachbarn, Angehörigen, Familie und Freunden.

Was ist gerade gut?

Aus jeder Krise entsteht eine Weiterentwicklung. Wir erfinden uns gerade neu. Daher fördert all das den gesellschaftlichen Zusammenhalt und hilft, diese schwierige Zeit zu überstehen. 

Wie geht es weiter und welche Chancen siehst du?

Gehen Sie mit mir eine Ernährungsumstellung an. Das ist die beste Zeit, um mit der Beratung zu starten!

 


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Georg Albrecht

ist Inhaber des Reiseveranstalters »Karawane Reisen« in Ludwigsburg.

www.karawane.de

Wie geht es Ihnen?

Die Osterfeiertage (auch wenn sie anders waren, als in den letzten Jahren) haben mir Zeit gegeben, etwas durchzuatmen und neue Kraft zu tanken. Deshalb geht es mir aktuell den Umständen entsprechend gut, denn der erste Schock ist verdaut und man hat sich der ungewöhnlichen Situation angepasst.

Was vermissen Sie?

Als Reiseveranstalter gehören das Reisen und die Vorfreude auf den nächsten Urlaub natürlich zu meinen liebsten Beschäftigungen. Durch die weltweite Reisewarnung ist das leider eingeschränkt und ich vermisse die Freiheit, spontan reisen zu können. Andererseits führt uns das vor Augen, welchen Luxus wir genießen dürfen und wie selbstverständlich manche Dinge für uns geworden sind.

»Wir müssen kreativ sein und neue Wege finden.«

Wie steht es aktuell um Ihr Business?

Da Reiseträume erfüllen unser Hauptgeschäft ist und das gerade nicht möglich ist, sind wir sehr auf das Vertrauen unserer Kunden angewiesen. Die größte Hilfe in dieser Krise ist es, wenn unsere Kunden ihre geplanten Reisen nicht komplett absagen, sondern auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, getreu dem Motto »Wer Reisen liebt, verschiebt!«.

Was ist gerade gut?

Der Zusammenhalt unter den Kollegen, verständnisvolle Nachrichten von Kunden, das schöne Wetter, Spaziergänge in der Natur und Rückbesinnung auf die wichtigen Dinge im Leben.

Wie geht es weiter und welche Chancen sehen Sie?

Wir müssen von Tag zu Tag schauen, wie sich die Lage entwickelt. Aktuell sieht es so aus, als müssten wir noch etwas länger mit Einschränkungen rechnen. Als Chance sehe ich das digitale Arbeiten, zu dem viele Unternehmen und auch wir bei Karawane Reisen praktisch »gezwungen« wurden. Wir müssen kreativ sein und neue Wege finden, um effektiv zusammenzuarbeiten und für unsere Kunden da zu sein – das wird uns weiterbringen.

 


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Maartje Ansems

ist Fotografin und Fotografie-Dozentin mit eigenem Atelier in der Schillerstraße.

www.maartjeansems.de

Wie geht es dir?

Mir geht es gut und ich freue mich über den Frühling. Ich finde es sehr schön zu beobachten, wie die Natur wieder aufwacht und alles anfangt sich zu zeigen, zu bewegen und zu wachsen.

Was vermisst du? 

Ich vermisse mein soziales Umfeld und die Spontanität und Lockerheit zwischen den Menschen allgemein. Auch vermisse ich die Möglichkeit, mich frei bewegen zu können.

Wie steht es aktuell um dein Business?

Meine Fotokurse und der Unterricht dürfen zurzeit leider nicht stattfinden und Aufträge wurden abgesagt bzw. verschoben.

»Zeit, um das eine oder andere zu überdenken.«

Was ist gerade gut?

Dass wir nicht verhungern und verdursten und die Natur sich erholen kann. Außerdem ist es gut, dass wir jetzt die Möglichkeit bekommen, uns etwas mehr mit uns selbst zu beschäftigen und das eine oder andere zu überdenken und vielleicht zu verändern. Es ist eine gute Sache, dass viele Menschen trotz Schwierigkeiten positiv bleiben und einander helfen.

Wie geht es weiter und welche Chancen siehst du?

In Bezug auf mein Unternehmen habe ich jetzt Zeit, um bestimmte Arbeitsabläufe neu einzurichten und auch selbst das eine oder andere zu überdenken. Ich bin zum Beispiel am Herausfinden, inwieweit ich digitale Techniken in meiner Unterrichtsarbeit einbeziehen möchte, da ich ein großer Fan eines persönlichen (analogen) Austauschs bin und diese Arbeitsweise in diesen Zeiten nicht oder kaum möglich ist.

Gerade bin ich auch intensiv dabei, neue zukunftsbeständige Geschäftsideen zu entwickeln mit den Zutaten Kunst, Fotografie, Natur und Unterricht. In welche Richtung es sich genau bewegen wird, weiß ich jetzt noch nicht und das hoffe ich, in den nächsten Monaten herauszufinden. Ich habe außerdem viele Ideen für neue Arbeiten, die ich umsetzen und vielleicht irgendwann auch mal ausstellen kann in meinem Atelier. Fazit: Ich sehe genügend Chancen und Möglichkeiten für die Zukunft und bin gespannt wie es weitergeht! 

 


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Petra Vogt

ist Grundschullehrerin und spürt, dass sich ihr Leben entschleunigt hat.

Wie geht es dir?

Mir geht es gut. Meine Familie ist gesund, das ist das Wichtigste. Im Gegensatz zu vielen Selbstständigen muss ich mir (noch) keine finanziellen Sorgen machen, sehe aber in meinem Umfeld, wie verzweifelt einige sind. Sie haben schlaflose Nächte.

Was vermisst du?

Innige Umarmungen bei einer Begrüßung. Gerade wenn man weiß, dem Gegenüber geht es gerade sehr schlecht und man möchte trösten. Das Familientreffen zu Ostern bei meinen Eltern. Alle mal wieder beisammen. Meine Geschwister mit Familie. Man nimmt sich Zeit füreinander. Auch die Spieleabende mit meinen Kolleginnen, das gemütliche Beisammensein in fröhlicher Runde, vermisse ich sehr.

»Eine Gruppe von fünf Kindern zu unterrichten ist ein Traum«

Wie steht es aktuell um dein Business?

In der Schule haben wir das bisher, meiner Ansicht nach, gut hinbekommen. Auch in den Ferien findet Notfallbetreuung statt. Für Mundschutz und Desinfektionsmittel haben wir Lehrer selbst gesorgt. Die Abstandsregeln werden auch mit Grundschülern eingehalten. Man wächst mit seinen Aufgaben.
Wie das allerdings an einer Grundschule mit 470 Schülern nach den Osterferien gehen soll?
Als Lehrerin, die sonst eine Klasse mit 26 SchülerInnen unterrichtet, ist eine Gruppe von fünf Kindern ein Traum. Ich genieße es. Der Gedanke an kleine Klassen mit vielleicht höchstens 15 Kindern geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Was wäre das für ein Arbeiten?

Was ist gerade gut?

Die Menschen sind geduldiger und achtsamer geworden. Beim Anstehen vor dem Laden oder an der Kasse. Ältere Nachbarn werden versorgt. Es wird wieder an die Läden vor Ort gedacht.
Einige sind selbst überrascht wie gut »home office« auch bei ihnen funktioniert. Ich selbst habe Zeit für Spaziergänge. Mein Leben hat sich entschleunigt. Musste mich nun mit digitalen Lernformen beschäftigen. Bisher war ich der Meinung, meine Schüler sitzen sowieso zu viel am Bildschirm. Nun bin ich von einigen Lernprogrammen ganz begeistert.

Wie geht es weiter und welche Chancen siehst du?

Ich denke, dass es nach den Osterferien nur schrittweise wieder losgehen kann. Manche Familien sahen bisher eine Ganztagesschule wirklich so, dass das Lernen nur in der Schule stattfand. Aber Eltern müssen am Lernen ihrer Kinder teilhaben. Das sollte nicht nur in dieser besonderen Zeit beim »Lernen zu Hause« der Fall sein.

 


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Martin Gross

führt in der sechsten Generation das Sanitätshaus Gross in der Kirchstraße.

www.gross-ludwigsburg.de

Wie geht es dir?

Mir persönlich geht es sehr gut. 

Was vermisst du?

Am meisten fehlt mir der Kontakt zu Freunden, Verwandten und zu den 
Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Aber selbstverständlich auch das gesellschaftliche Zusammenleben, Konzerte, Kino, überall einkaufen zu können bis hin zum Besuch eines Restaurants. 

»Wir sollten lernen, von ganzem Herzen Dinge zu tun, die kein Ziel verfolgen.«

Wie steht es aktuell um dein Business?

Da möchte ich keineswegs klagen. Zwar haben wir Rückgänge des Umsatzes zu verzeichnen, aber da wir als Sanitätshaus zu den systemrelevanten Branchen gehören, die medizinischen Sachbedarf anbieten, dürfen wir unsere Betriebe geöffnet haben und unsere Leistungen weiterhin anbieten. Im Vergleich zu anderen Unternehmen geht es uns diesbezüglich besser. Momentan gehe ich davon aus, dass unsere Firma die Krise überstehen wird und alle Arbeitsplätze erhalten bleiben. 

Was ist gerade gut?

Die Bereitschaft der Menschen, in dieser bedrohlichen Zeit, zusammenzuhalten und zu helfen, auf nahezu allen Ebenen, finde ich sehr gut. Auch genieße ich die Entschleunigung meines ansonsten schon hektischen Lebens. Dem Klima und der Umwelt tut die Krise richtig gut.

Wie geht es weiter und welche Chancen siehst du?

Covid 19 zwingt die Welt zum Innehalten. Viele Menschen stellen sich die Frage, ob das 
bislang unaufhaltsam fortschreitende Schneller, Höher und Weiter der richtige Weg ist. Gesund ist es jedenfalls nicht. Die Chance besteht darin, dass wir darüber nachdenken, unsere Prioritäten zu verändern. Ich habe einen Spruch gelesen, der es ganz gut trifft: Wir sollten lernen, von ganzem Herzen Dinge zu tun, die kein Ziel verfolgen, keine Eile haben und sich nicht lohnen müssen. Das passt natürlich so überhaupt nicht zu den Prinzipien unserer Leistungsgesellschaft. Und dennoch würde ich mir wünschen, ein klein wenig von dieser Philosophie mitzunehmen, wenn wir das Land nach überstandener Epidemie wieder hochfahren. Gesünder wäre es bestimmt. Allein mir fehlt der Glaube, dass das passiert, denn wir werden die Ärmel hochkrempeln, in die Hände spucken, den Karren aus dem Dreck ziehen und weitermachen wie bisher.


 

Und wie geht es dir?
Findest du dich in den Berichten wieder oder gehts dir ganz anders mit der Situation?

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