Zum Saisonstart: Petra Herrling über Digitalisierung, veraltete Märchen und Lieblingsplätze im Blüba

 

Petra Herrling, die neue Chefin an der Spitze des Blüba – hier im Südgarten beim Aufbau der Blumenbeete, im Hintergrund die Kirchtürme am Marktplatz Ludwigsburg.


 

Nach 25 Jahren: Wechsel an der Spitze des Blühenden Barocks

 
 

Petra Herrling beerbt
Volker Kugel und will so einiges anders machen

 

Wir haben die neue Blüba-Chefin kurz vor ihrer ersten Saisoneröffnung an einem kühlen Märztag getroffen. Erfahrt, wie ihr Arbeitstag aussieht, was sie mit dem Märchengarten vorhat und was euch diese Saison 2023 im Blühenden Barock alles erwartet.

350.000 Tulpen, Narzissen und Krokusse wurden in den letzten Wochen gepflanzt. Sie sollen den Park zur Saisoneröffnung erblühen lassen. Das Team um Petra Herrling hat in den letzten Wochen kräftig geackert, um das möglich zu machen. 50 Gärtner:innen sind nötig, um das Blüba so herzurichten, wie ihr es in der Saison von Mitte März bis Anfang Dezember erleben könnt. 

Und so kommt Frau Herrling zum Interview mit uns direkt von einem Treffen mit ihrem Chefgärtner. Die Herausforderung der beiden ist, die Blumen genau rechtzeitig auszusetzen, sodass sie zum Saisonstart blühen. Gar nicht so einfach, wie Herrling erzählt, gerade wegen der zuletzt sehr kalten Wetterlage.

 
 

Die neue Chefin des Blühenden Barocks ist gut angekommen in Ludwigsburg und hat in den nächsten Jahren viel mit dem riesigen Park vor. Besonders im Bereich Digitalisierung gäbe es einiges zu tun, erzählt sie uns. Erste Schritte in diese Richtung gab es bereits: Der neue Instagram-Kanal des Blübas war Herrlings Idee. Auch ein digitales Tagesticket inklusive Bus- und Bahnfahrt wird es bald beim VVS zu kaufen geben. An den März-Wochenenden erwarten euch zudem erstmals »leuchtende Blumen« im nördlichen Teil des botanischen Gartens. Das und einiges mehr verrät Petra Herrling uns im persönlichen Gespräch:


Interview
mit Petra Herrling

Chefin Blühendes Barock
Ludwigsburg


Tabea Lerch: Frau Herrling, wie sind Sie in Ihrem neuen Job angekommen?

Petra Herrling: Inzwischen bin ich sehr gut angekommen. Es gibt viel zu tun und dadurch wächst das Team gut zusammen.

Was ist für Sie das Besondere am Blüba?

So einen schönen Barockgarten vor dem Schloss gibt es meines Wissens nirgendwo sonst. Meistens sind solche Gärten hinter das Schloss gelagert. In Ludwigsburg schaut man sogar vom Haupteingang aus von oben auf das Schloss herab. Das gibt es ebenfalls selten. Das hat sich Albert Schöchle, der damalige Planer des Blühenden Barocks, schon gut überlegt. Auch die Innenstadtlage ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal. 

Was reizt Sie an Ihrer Stelle als Leiterin des Blühenden Barocks?

Das Blühende Barock ist eine Mischung aus Barockgarten und Landschaftsgarten und durch sein hängiges Gelände sehr spannend und abwechslungsreich. Das ist das Schöne! Hier findet jeder seinen Raum für sich. Das ist das Besondere an unserer Parkanlage.

Das Besondere am Blühenden Barock für Petra Herrling: »Hier findet jeder seinen Raum für sich.« Der Südgarten mit dem Gefälle Richtung Schloss ist ihrer Meinung nach ein besonderes Highlight, das es in der Form in einem Schlosspark selten gibt.

Über Petra Herrling

Petra Herrling, 54, wurde in Hemmingen geboren. Im Blühenden Barock ist sie schon als Kind mit ihren Eltern zu Besuch gewesen. Nach der Realschule machte sie eine Ausbildung als Pharmazeutisch-Technische Assistentin.

Anschließend erlangte sie die Fachhochschulreife in Ludwigsburg. Sie studierte Landschaftspflege in Freising und arbeitete dort als Diplom-Ingenieurin in mehreren Planungsbüros. 

Die letzten zwölf Jahre war Herrling als Landschaftsarchitektin im Umwelt- und Tiefbauamt der Stadt Mühlacker tätig. Dort durfte sie unter anderem die Landesgartenschau 2015 betreuen und viele Kindergärten- und Schulhöfe erneuern. Sie lebt in Mühlacker und hat einen Sohn.

 
 

Was ist Ihr Lieblingsplatz im Blüba?

Mein Lieblingsplatz ist das Tal der Vogelstimmen. Dort ist es sehr ruhig und schattig. Man hat einen Weitblick und ist von den Hängen und Bäumen und auch der Emichsburg eingerahmt.

Wie viele Mitarbeitende haben Sie? Wie waren die ersten Kontakte mit ihnen?

Es gibt um die 50 feste Mitarbeiter im Blühenden Barock. In der Saison werden es um die 100 Personen. Darunter sind viele Gärtner, das Aufsichts- und Verkaufspersonal an den Kassen, die Betreuer des Karussells und die Verwaltung. Wir haben auch einen eigenen Elektrobereich für den Märchengarten – also Menschen, die die Märchendarstellungen instandhalten.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

[lacht] Typisch gibt es gerade nicht. Aktuell dreht sich fast alles um die Eröffnung. Ich führe viele Gespräche mit Kooperationspartnern, generell haben wir sehr viele Besprechungen. Da geht es um die Barocken Gartentage, das Internationale Straßenmusikfestival und auch schon um das Kürbisfest im Herbst. 

Ich führe von Beginn an viele Gespräche mit Mitarbeitern, weil ich mir vorgenommen habe, mit jedem Mitarbeiter einmal zu reden. Zwischendurch gehe ich oft auch durch den Park und schaue, ob alles läuft. Der Spielplatz beim Märchengarten wird aktuell umgebaut, weil der TÜV einige Geräte bemängelt hat. Diese werden gerade abgebaut und zum Herbst dann erneuert. Und vor dem Residenzschloss wird ein neues Staudenbeet angelegt. Es gibt sehr viel zu tun und abzustimmen!

Viele Kübelpflanzen überwintern in der Orangerie – im Frühling werden sie herausgeholt und im Park verteilt.

 

Petra Herrling geht oft im Park spazieren und schaut bei Umbaumaßnahmen nach dem Rechten.

 

Wie viel Gestaltungsfreiheit haben Sie? Können Sie über neue Attraktionen entscheiden?

Grundsätzlich ja, es kommt immer auf den Umfang an. Bei neuen großen Attraktionen sind meistens viele Abstimmungen notwendig, z.B. mit Geländebesitzer, Baurecht, Aufsichtsrat etc.

Können Ihre Mitarbeiter:innen auch eigene Ideen einbringen?

Ja, natürlich. [lacht] Das passiert tagtäglich.

Was erwartet die Gäste 2023 im Blühenden Barock?

Wir starten am 17. März zur Eröffnung mit dem »Frühlingserwachen«. Das gesamte Jahresprogramm 2023 wurde bereits im Sommer letzten Jahres geplant, sodass ich da nur noch in Teilbereichen mitgestalten kann. An den ersten zwei Wochenenden der Saison wird es erstmals die »Nacht der leuchtenden Blumen« geben. Diese erwarten die Gäste abends bis 21 Uhr im unteren Teil des Parks!

Wir müssen die Kinder von heute mitnehmen.
— Petra Herrling über Veränderungen im Märchengarten

Gibt es Pläne, den Märchengarten zu erneuern und ins 21. Jahrhundert zu bringen?

Der Märchengarten muss im Laufe der nächsten Jahre neu gestaltet werden. Zum Beispiel »Brüderchen und Schwesterchen« kennen nur noch die wenigsten Kinder. Wir müssen die Kinder von heute mitnehmen. Die Stimmen, die sagen, dass der Märchengarten komplett so erhalten werden soll wie früher, das ist die Generation meines Alters. Ich möchte aber, dass die Kinderaugen von heute leuchten. 

Schauen Sie jetzt mehr auf den Wetterbericht?

Das habe ich die letzten Jahre schon immer gemacht. Der Wetterbericht verfolgt eine Gärtnerseele wie mich ständig. Ich schaue voraus, ob Regen ansteht, ob ein Sturm kommt. So etwas wird im Blühenden Barock sehr genau beobachtet.

Ich habe viele Visionen. Ich will kleine Dinge verändern und sehe auch große Aufgaben.
— Petra Herrling

Volker Kugel war 25 Jahre lang Blüba-Chef, wie lange wollen Sie bleiben?

So lange man mich haben möchte und solange ich kann.

Was sind Ihre Ideen fürs Blüba?

Ich habe viele Visionen und die werden die Blüba-Besucher Stück für Stück erfahren. Ich will kleine Dinge verändern und sehe auch große Aufgaben. Nächstes Jahr wird das Blüba 70 Jahre alt, dafür sammeln wir aktuell Ideen.

Eine Neuerung steht gleich im März an: Wir werden erstmals offene Führungen anbieten. Man kann also direkt am Eingang spontan entscheiden, dass man an einer Führung teilnehmen möchte, ohne Voranmeldung. Das werden wir zukünftig ca. alle zwei Wochen freitags und sonntags anbieten. Die Termine werden vorher auf der Website veröffentlicht.

Wann gibt es die Vorverkauf-Tickets endlich online?

Wir digitalisieren gerade viel, manches braucht Zeit. Zum Saisonstart führen wir ein neues Kombi-Ticket mit dem VVS ein. Hoffentlich ab dem 17. März wird man dieses neue Tagesticket beim VVS online kaufen und damit aus dem gesamten VVS-Verbund kostenlos zum Blüba und zurück nach Hause fahren können. Ohne Mehrkosten. 

Zum Abschluss: Was gefällt Ihnen an Ludwigsburg, Frau Herrling?

Ich kenne Ludwigsburg bereits seit meiner Kindheit. Hier habe ich meine Fachhochschulreife gemacht. Ludwigsburg zeichnet sich für mich dadurch aus, dass es hier noch so viele kleine Läden und Boutiquen gibt. Die Stadt hat ein schönes Ambiente und es gibt viele schöne Grünzüge. Das alles macht Ludwigsburg zu einer tollen Stadt.

 

Frau Herrling,
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Ihre Zukunft im Blühenden Barock.

 

Veröffentlichung: 16. März 2023
Autorin: Tabea Lerch
Bilder: Deborah Schulze, Tabea Lerch