Plastik vermeiden: 13-Jährige zeigt, wie es geht — und gewinnt Nachhaltigkeitspreis

Eigentlich war es nur eine Hausaufgabe im Biologieunterricht zum Thema »Plastikfrei leben«. Doch die machte Sarah Schunter, Schülerin am Friedrich-List-Gymnasium in Asperg, so gut, dass ihre Lehrerin sie motivierte, ihre Ausarbeitung bei einem Wettbewerb einzureichen: 

Sarah bewarb sich beim Kreativwettbewerb für Kinder und Jugendliche »FUTURE MADE BY YOU« der Universität Hohenheim — und gewann prompt den ersten Platz! 

© Sarah Schunter, mit ihrer eingerahmten Urkunde des 1. Platzes beim Kreativwettbewerb 2020 »Future made by you« der Uni Hohenheim.

© Sarah Schunter, mit ihrer eingerahmten Urkunde des 1. Platzes beim Kreativwettbewerb 2020 »Future made by you« der Uni Hohenheim.

In einem Fotobuch hatte sie aufgezeigt, mit welch einfachen Mitteln Müll, besonders Plastikmüll, im Haushalt vermieden werden kann. Als Schlüssel dazu nannte sie das Einkaufen in Unverpacktläden.

Damit überzeugte sie die Jury aus Lehrenden der Universität Hohenheim im Fachbereich Bioökonomie, der den Wettbewerb 2020 erstmalig ins Leben gerufen hatte. Die Jury würdigte, dass sich junge Menschen wie Sarah mit dem Thema Plastikreduktion beschäftigen. Zur Teilnahme waren Schüler:innen einzeln oder in Gruppen aus ganz Deutschland aufgerufen. 


 
 

Für Sarah Schunter ist Plastik vermeiden keine Zukunftsvision, sondern längst Alltag.

 

Tupperware sucht man bei den Schunters Zuhause vergeblich, ebenso Einmal-Papierrollen und Spüli in Plastikflaschen. Sarah bringt stattdessen ihr Pausenbrot in Edelstahlboxen mit in die Schule. Auf ihrem Geburtstag gab es Smoothies mit Edelstahl-Trinkhalmen in bunten Farben,  die ihre Mitschüler:innen sogar cooler fanden als die Alternativen aus Plastik, erzählt Sarah mir [Tabea] im Videocall-Interview. 

Kosmetik wird in Sarahs Haushalt online bestellt und plastikfrei geliefert. Wattestäbchen sind aus Bambus statt Plastik und Abschminkpads sind wiederverwendbar. Und zum Duschen tut es auch eine feste Seife. So landen nicht ständig leere Plastikbehälter im Abfall.

Das handhabt übrigens die ganze Familie so, die sich bemüht, Plastik soweit wie möglich aus dem Alltag zu verbannen. Vorreiter ist ihr Vater, der sich zusätzlich zum Plastikfrei leben entschieden hat, nur noch ökologische Kleidung zu tragen, die ohne Kinderarbeit produziert wurde. 

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Spüli zum Nachfüllen in Glasflaschen

Spüli zum Nachfüllen in Glasflaschen

Selbstgenähte Mehrwegtücher zum Waschen in der Küche

Selbstgenähte Mehrwegtücher zum Waschen in der Küche

Wiederverwendbare Abschminkpads

Wiederverwendbare Abschminkpads

 

Unverpackt-Laden: »Einfach mal hingehen!« 

Einkaufen gehen die Schunters im Ohne PlaPla, dem Ludwigsburger Unverpackt-Laden, den Sarah sehr mag. Sie bringt dafür eigene Glasbehälter mit und kauft ihre Müslimischungen, Brot und Gemüse dort ein. Ebenso feste Duschseifen, Zahnbürsten aus Bambus und Waschmittel landen regelmäßig im Einkaufskorb.

»Einfach mal hingehen und es ausprobieren«, rät Sarah allen, die noch nie unverpackt eingekauft haben. Und ergänzt: »Die Leute sind auch viel entspannter als im normalen Supermarkt und erklären einem alles.«

 
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Mein erstes Mal: Einkaufen im Unverpackt-Laden

In so einem Laden bekommt man alles, was es im Supermarkt gibt, nur eben ganz ohne Verpackungen. Kein Ding bei Bananen, Äpfeln und so.

Geht auch mal mit Brot oder Brötchen. Aber wie kauft man »unverpackt« Olivenöl, Müsli und Mehl ein? Oder Gemüsebrühe? Despina nimmt euch mit zu Ohne PlaPla in die Lindenstraße und findet es heraus.

 
 

Die 13-Jährige ist gut informiert 

Sarah ist gut informiert, denke ich im Gespräch mit ihr. Viel Wissen über Umweltthemen holt sie sich aus der Zeitschrift Dein Planet, die sie abonniert hat. Auch mit den Eltern diskutiert sie Umweltthemen und schaut regelmäßig die Tagesschau. »Für andere Schüler war es schon ein neues Thema, weil die bisher nicht darüber nachgedacht hatten«, erklärt sie den Umgang mit Plastik bei anderen. Nur ein paar ihrer Freundinnen brächten ebenfalls Edelstahlflaschen statt Plastikflaschen in die Schule mit und kauften biologische Lebensmittel ein.

Auch das Ludwigsburger NaturVision Filmfestival mit seinen Filmen über Natur, Wildlife und Umwelt gehört für Sarah jedes Jahr zum festen Programm. 2020 beeindruckte der Film »Das Plastik in mir« des Moderators Jenke sie besonders, den wir euch letztes Jahr auch hier im Magazin vorgestellt hatten (Tipp 6). Sie hofft, dass ihr Körper im Gegensatz zu dem vieler Kindergartenkinder, die im Film gezeigt werden, nicht so sehr nicht mit Kleinstteilen aus Plastik vergiftet ist.

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Plastikfrei alleine ist nicht genug

Viele Dinge laufen aus Sarah Sicht derzeit schlecht: die konventionelle Tierhaltung, die Schweine und Kühe immer noch in enge Gitter pfercht, die Flüchtlingsproblematik, die Menschen vor den Toren Europas ertrinken lässt und auch Rassismus beschäftigt die Schülerin: »Ich bin traurig, dass es das überhaupt gibt. Ich kann nicht verstehen, wie man jemanden nicht mag oder schlecht findet nur aufgrund seiner Hautfarbe.«

Dabei erinnert sie mich an mich selbst, als ich im gleichen Alter die Zeitschrift »Tierfreund« las. Ich war entsetzt über all das darin geschilderte Leid, das wir unserer Umwelt zufügen, verbat meinen Eltern, Gartenmöbel aus Tropenholz zu kaufen und aß eine zeitlang kein Fleisch mehr. Irgendwie ermutigend, dass es 25 Jahre später ebenfalls Schüler:innen gibt, die so denken, wie ich damals.

Die 13-jährige kann sich nicht um all das selbst kümmern. Darum versucht sie, ihren eigenen Alltag Schritt für Schritt zu verbessern und auch ökologischer zu gestalten. Ihr Preisgeld, dass sie beim Wettbewerb gewann, nutzt Sarah übrigens, um weiter Gutes zu tun: Die Hälfte der 300 Euro, die sie erhalten hat, spendet sie an die Organisation Seawatch, die im Rahmen der Seenotrettung Geflüchtete vor dem Ertrinken aus dem Mittelmeer rettet.

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Wie auch du plastikfreier leben kannst

»Ich würde mir wünschen, dass es nur noch Sachen ohne Plastikverpackungen zu kaufen gibt«, erzählt Sarah. Damit sich hier endlich mehr tut, spricht sie sich für Verbote aus, wie in Schweden, wo 2018 beispielsweise Mikroplastik in Kosmetika weitgehend verboten wurden.

»Einfach irgendwo anfangen!«

Sarahs ideale Zukunft umfasst übrigens noch weitaus mehr Nachhaltigkeitsaspekte: In dieser wird ausschließlich mit Elektroautos gefahren, Kohlekraftwerke sind abgeschaltet und alle Haushalte beziehen Ökostrom. Um dahin zu kommen, sollte man einfach irgendwo anfangen, rät Sarah. Und dann Stück für Stück umstellen. Einfach mal eigene Behälter zum Bäcker und Metzger mitbringen. Obst, Gemüse und Eier regional einkaufen. Und mehr Bio essen. 

Umdenken fängt im Kleinen an

Mit Edelstahlboxen statt Tupperware und mit Schülerinnen wie Sarah. Je mehr Leute mitziehen und sich durch Menschen wie sie inspirieren lassen, umso eher schaffen wir es, die Plastikflut zu stoppen. Bist du dabei?

 

Teile deinen Tipp in den Kommentaren, wie du Plastik vermeidest!

 

Veröffentlichung: 9. Juni 2021
Autorin:
Tabea Lerch

Bildquellen
Titelbild Abschminkpads: Milena Trifonova
Zero Waste im Badezimmer: Monstera
There is no waste in nature: Markus Spiske
Notizbuch »Reduce Reuse Recycle«: Anete Lusina
Alle anderen Bilder: Sarah Schunter