Abgecheckt: Trend-Wassersport Foiling auf dem Neckar

 

Im Wasser sind mein Mann Ajanth und ich des Öfteren gelandet. Das gehört beim E-Foiling und Foil-Pumping definitiv dazu.

Heute darf ich über den Neckar fliegen. Ganz ohne Flugzeug.

Zumindest wird es sich wie Fliegen anfühlen — auch wenn es nur wenige Zentimeter über dem Wasser sind. Ich [Tabea] teste die neue Trendsportart Foiling aus. Angeboten hat uns das Neckarfoil, ein neuer Wassersportanbieter aus Fellbach. Einen Freund darf ich auch mitnehmen — gute Idee, zu zweit macht sowas doppelt Spaß. Da mein Mann Ajanth und ich gerade Hochzeitstag hatten (und den sowieso noch nachfeiern wollten), wähle ich ihn als Begleitung. Was gibt es schließlich besseres, als gemeinsame Erlebnisse? Später wird er sagen: »Das war viel besser als Essengehen!« Fand ich auch. Aber von Anfang an:

 

Abgecheckt — »hallo ludwigsburg« macht den test

In unserer Serie »Abgecheckt« probieren wir verschiedene Aktivitäten rund um Ludwigsburg aus. Heute testen wir den neuen Trendsport »Foiling« auf dem Neckar. Zuletzt war Martin mit den neuen Waterbikes der Zugvögel unterwegs und machte …


 

Zuerst: Trockenübungen

Es ist Ende Mai, neun Uhr morgens. Wassertemperatur: 16 Grad. Ajanth und ich stehen am Ufer des Neckars in der Nähe von Ludwigsburg. Kathrin und Kai von Neckarfoil haben uns mit Helmen, Schwimmwesten, Neoprenanzügen und Neoschuhen ausgestattet und weisen uns ein. 

Ob wir Erfahrung im Surfen haben, fragt Kai. Leider nein. Aber Skateboard sind wir beide schon gefahren — immerhin! Die Haltung auf dem eFoil ist sehr ähnlich. Die Beine stehen weit auseinander diagonal auf dem Foil und man geht etwas in die Knie, um die Balance zu halten. Warum Balance überhaupt das A und O beim Foiling ist, das wird sich später noch zeigen.

Mit Neoprenanzug, -schuhen, Weste und Helm fühlen wir uns gut aufs Foiling vorbereitet.

 

Kathrin ist stets mit dem SUP auf dem Wasser dabei und gibt mir Tipps und Anweisungen.

Rauf aufs Board!

Es geht los: Ich starte mit dem eFoil, Ajanth mit dem Foil-Pumping. Um ein Gefühl für das Board zu bekommen, fahre ich erstmal ein, zwei Runden liegend auf dem Board. Mit einer Fernsteuerung in der Hand lenke ich das elektrisch angetriebene Board unter mir. Klappt gut!

Dann geht’s weiter im Vierfüßlerstand auf dem Board. Das ist schon deutlich wackeliger. Es braucht eine Weile, bis man raus hat, wieviel Anschub man geben sollte und welche Position auf dem Board die Beste ist, um weder vornüber zu kippen, noch hinten runter zu fallen.

 

Was ist e-Foiling?

Das e-Foil ist ein elektrisches Surfboard.

Ein Tragflügel an einem Mast unter dem Board sorgt dafür, dass der elektrische Motor dich ab einer bestimmten Geschwindigkeit aus dem Wasser hebt. Der Tragflügel bleibt dabei im Wasser, der Mast taucht auf. Und du stehst oben drauf und hast das Gefühl zu fliegen. Kathrin auf dem eFoil gibts in diesem Video zu sehen:


 
 

Von der Lockdown-Leidenschaft zum eigenen Sport-Unternehmen

Die beiden Köpfe hinter Neckarfoil sind Kathrin und Kai. Die beiden sind ein Paar, leben in Fellbach und sind gern draußen in der Natur. Während der Lockdowns 2020 fiel ihnen zuhause sprichwörtlich die Decke auf den Kopf. Also haben sie viel Wassersport ausprobiert. Ein Haushalt allein in der Natur – das war damals eines der wenigen Dinge, die man machen konnte.

Kai und Kathrin haben sich mit »Neckarfoil« einen Traum erfüllt und bringen auch dich zum Fliegen.

Im Havelland probierten sie zum ersten Mal Foil-Pumping aus. Und waren elektrisiert! Noch vor Ort bestellten Kathrin und Kai ihr eigenes Equipment. Den ganzen Winter über übten die beiden das Foil-Pumping auf dem Neckar, dick eingepackt in warme Neopren-Anzüge. Kai faszinierte diese neue Art der Fortbewegung auf dem Wasser so sehr, dass er 2021 kurzerhand seinen Job als Qualitäts-Ingenieur im Automobilsektor kündigte und Neckarfoil gründete. 

Seitdem bieten Kathrin und Kai unter ihrem Label Kurse auf dem Neckar bei Ludwigsburg an. Mittlerweile haben sie auch eFoiling im Programm. Als Trainer für dieses »Kleinfahrzeug« auf dem Wasser musste Kai jede Menge Zulassungen und Genehmigungen einholen und sogar einen Sportbootführerschein machen.


Was ist Foil-Pumping?

Beim Foil-Pumping surft man ohne Wellen, Wind und Motor.

Man braucht nur ein Board mit einer schwertähnlichen Verlängerung an der Unterseite, ähnlich einem Tragflügel. Durch deine Pump-Bewegungen gleitet das Surfbrett auf dem Wasser, ganz ohne zusätzlichen Wind. Kai hat ein nettes Tutorial-Video gedreht, in dem er die Bewegungen beim Pumping zeigt:


 

Ich stehe!

Zurück zum Training: Einige Male lande ich im Wasser. Doch bald habe ich es raus und gleite sanft auf allen Vieren hockend über das Wasser. Ich will mehr und endlich auf dem Foil stehen! Und auch das gelingt mir nach einigen Versuchen. Yeah, fühlt sich mega an, stehend übers Wasser zu düsen! Maximal 18 km/h sind an Geschwindigkeit auf dem Neckar erlaubt. Oben auf dem Brett kommt mir das ganz schön schnell vor. Kurven gehen auch schon ganz gut, indem ich mein Körpergewicht verlagere.

Rasante E-Foiling-Fahrt über den Neckar bei Ludwigsburg – vom ersten Moment an mega!

Und wieder macht es »Platsch«! Ging mir mit dem Pump-Foil nicht anders als Ajanth. Hiermit das Gleichgewicht zu halten ist wahre Übungssache.

Wie geht’s Ajanth derweil?

Mein Mann ist schon viele Male ins Wasser gefallen. So geht es allen, die Foil-Pumping zum ersten Mal probieren, klärt Kai uns auf. Es braucht viel Übung, auf den wackeligen Pumping-Boards die Balance zu halten. Eher so 200 Versuche als unsere zehn bis 15. So springt Ajanth Mal zu Mal vom Anleger aufs Pumping-Foil und taucht kurz darauf ins Wasser ein. 

Mir geht es später nicht anders. Mehr als ein, zwei Sekunden werden wir uns bis zum Ende beide nicht auf dem Pumping-Foil halten können. Der Grund: Man hat hier keine Zeit, seine Haltung zu justieren. Man springt aufs Foil und muss direkt richtig stehen, sonst fällt man sofort ins Wasser. Spaßig ist es trotzdem! Hier heißt es: hartnäckig bleiben und kräftig üben. Dann wird es von Versuch zu Versuch besser.

 

Kai dreht gekonnt eine Runde auf dem Pump-Foil – mit reiner Muskelkraft.

Von diesem Steg aus sind wir gestartet – und auch immer wieder ins Wasser geplatscht.

Foil-Pumping gefragter als e-Foiling

Unerwartet: Obwohl es schwerer zu erlernen ist, werden die Pump-Foil-Kurse bei Kathrin und Kai aktuell mehr nachgefragt als die eFoiling-Kurse, erzählt Kathrin. Kais Beobachtung: Das Foil-Pumping wollen viele Leute einmal bei ihnen ausprobieren, um sich dann eventuell ein eigenes Board anzuschaffen. 

Das ist übrigens eine ordentliche Investition: Ein komplettes Foil-Pumping-Set (Flügel und Board) kostet zwischen 800 und 2.000 Euro. Nochmal deutlich mehr Geld legt man für ein hochwertiges eFoil auf den Tisch. Es kostet um die 14.000 Euro. Der Akku hat eine Kapazität von ca. zwei kWh und ermöglicht rund 90 Minuten reine Fahrzeit. Man kann also eine ganze Weile trainieren.

So langsam habe ich den Dreh raus und mein Board hebt vom Wasser ab. Hinter mir Kai beim Foil-Pumping.

Welche foiling-art eignet sich für wen?

Was sind das denn für Leute, die eure Kurse buchen, frage ich Kai. Oft seien es naturverbundene Menschen, überwiegend Männer, die bereits ein Faible für Wassersport haben. Klar, das passt! Schließlich kommen diese Foils ohne elektrischen Antrieb aus und müssen durch Muskelkraft vorwärts — und vor allem aufwärts — bewegt werden.

eFoiling-Kurse hingegen werde eher als Funsport gebucht — als spaßiges Event, das man sich mal gönnt. Denn: Hier ist die Lernkurve steiler und man hat schneller Erfolge zu verzeichnen. Laut Kai steht am Ende eines zweistündigen Kurses fast jede:r aufrecht auf dem eFoil.

Mit der Fernbedienung steuert man sein E-Foil selbst und gibt Schub.

Ajanth im Flugmodus. Nach kurzer Zeit steht er sicher auf dem E-Foil und dreht seine Runden – wenige Zentimeter über dem Neckar.

Ich fliege!

Jetzt will ich es aber wissen! Mittlerweile stehe ich ziemlich sicher auf dem Foil und will nun endlich abheben. Dafür gebe ich stärker Gas und verlagere mein Gewicht ein wenig nach hinten. Schon steigt das Foil vorne aus dem Wasser heraus und ich scheine zu schweben. Großartig, fühlt sich echt toll an, so über den Neckar zu fliegen! 

Und es ist keineswegs weniger sportlich als das Foil-Pumping! Man ist beim eFoiling nämlich die ganze Zeit mit Stabilisieren beschäftigt. Der komplette Körper ist angespannt. Nachher spüre ich das ordentlich in meinen Beinen.

Ein Riesenspaß war das! E-Foiling würde ich sofort nochmal machen. Fürs Pumping fehlt mir wohl die Geduld.

Mein Fazit

Beide Sportarten — Foil-Pumping und e-Foiling — machen mega Spaß!

Kathrin und Kai sind tolle Trainer:innen, die einen Step by Step anleiten. Sie schaffen es, die eigene Begeisterung für den Wassersport auf die Kursteilnehmenden zu übertragen. Nach zwei Stunden Training waren Ajanth und ich am Dauergrinsen. Ich weiß nicht, ob ich die Geduld hätte, das Foil-Pumping in Ruhe zu lernen. eFoiling hingegen würde ich sofort nochmal machen!

Kathrin und Kai haben jedenfalls Geduld. Denn privat machen sie am liebsten Foil-Pumping und sind fast jedes Wochenende auf dem Neckar unterwegs. Und noch lieber auf dem Meer: Beim Wellenreiten in Bilbao haben die beiden sich kennengelernt. Heute versuchen sie, nur noch »terran« unterwegs zu sein und reisen am liebsten zum Wellenreiten nach Südfrankreich — dahin kommt man nämlich von Stuttgart aus mit dem Zug.

Kathrin und Kai, vielen Dank euch beiden für diese tolle Erfahrung auf dem Neckar!


 

So fliegst auch du übers wasser

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Neckarfoil bietet das ganze Jahr über Kurse auf dem Neckar an.

Je nach deinem Kälteempfinden ist ein Training auf dem Wasser etwa von Mai bis Oktober angenehm möglich. Kathrin und Kai haben für eine Leihgebühr von 10 Euro ausreichend Neoprenanzüge und -schuhe in verschiedenen Größen da, sodass du auch mehrere Schichten übereinander ziehen kannst. Unsere 16 Grad Wassertemperatur waren im Neo sehr angenehm.

Voraussetzungen: Eine gewisse Grundfitness solltest du mitbringen und maximal 100 Kilogramm wiegen. Nützlich sind Erfahrungen beim Skaten, Wellenreiten oder Snowboarden.

Mindestalter: Für Foil-Pumping gibt es keines, für eFoiling liegt es bei 16 Jahre.

Ort: Die Foil-Location ist zwischen Esslingen und Remseck am Neckar, je nach Wind und Wetter variabel.

Foil-Pumping-Kurs

Dauer: 4 Stunden
Einzelanmeldung: 220 € p. P.
Doppelanmeldung: 190 € p. P. 
Gruppenanmeldung: auf Nachfrage

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e-Foil-Kurs

Dauer: 2 Stunden
Einzelanmeldung: 220 € p. P.
Doppelanmeldung: 200 € p. P.
Gruppenanmeldung: auf Nachfrage

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Kombi-Kurs:
e-Foil & Foil-Pumping

Dauer: 4 Stunden 
Hier bekommst du das Beste aus beiden Foil-Welten.
Einzelanmeldung 300 € p. P.
Doppelanmeldung 270 € p. P.

 

Veröffentlichung: 18. Juli 2023
Autorin: Tabea Lerch
Fotos: Deborah Schulze