Mit halber Intensivstation nach Hause

So sehr hat sich Familie Riedle auf die ersten Wochen mit ihrem Baby gefreut. Doch Leni kam bereits in der 24. Schwangerschaftswoche zur Welt — viel zu früh.

Ihre ersten Lebensmonate verbrachte sie auf Station im Klinikum Ludwigsburg. Lag lange Zeit im Inkubator, wurde von einem ganzen Team überwacht und umsorgt. Vier Wochen nach dem errechneten Geburtstermin kam sie endlich nach Hause. Mit einer halben Intensivstation im Gepäck. Einem Beatmungsgerät, weil die Lungen noch nicht so gut arbeiteten und mit einer Magensonde, über die sie künstlich ernährt wurde.

Hilfe für Familien, die am Boden sind: aufwind e.V. macht wertvolle Krankenhaus-Nachsorge nach Frühgeburten

Die Eltern sollten die Monitore von nun an selbst überwachen. Allein entscheiden, ob eine Situation kritisch oder handelbar ist, wobei sie oft extreme Ängste durchlebten. Sich Tag und Nacht um ihr klitzekleines Frühchen kümmern, nebenher Geschwister betreuen und einen Job erledigen. Eine Aufgabe, an der viele kaputt gehen würden, gäbe es nicht den aufwind e.V. Ludwigsburg.

»Aufwind braucht jemand,
der am Boden ist.«
— Professor Dr. Jochen Meyburg

Prof. Dr. Meyburg, Ärztlicher Direktor der Kinderklinik Ludwigsburg und 1. Vorsitzender von aufwind e.V. Ludwigsburg, und Schirmherr Markus Stammberger (rechts).


Ludwigsburger Verein hilft Familien mit Frühchen, schwerst- und chronischkranken Kindern


Der Verein aufwind e.V. Bunter Kreis Ludwigsburg übernimmt die Nachsorge nach einem stationären Aufenthalt. Alle Familien aus dem Landkreis Ludwigsburg, die ein extremes Frühchen oder ein Baby mit besonderen Bedarfen bekommen, können seine Hilfen in Anspruch nehmen. Dabei ist es egal, in welchem Krankenhaus das Baby zur Welt kam. Wenn die Familie im Landkreis lebt, kommt der Verein zu ihr nach Hause und unterstützt sie und ihr Frühchen beim Start ins Leben.

»Im Klinikum waren die Familien in Watte gepackt und rundum versorgt. Zuhause müssen sie plötzlich alles allein machen«, sagt Markus Stammberger. Der Inhaber des Augenoptikgeschäfts »Brillen Mosqua« hat 2019 gemeinsam mit seiner Frau Sandra die Schirmherrschaft des Vereins übernommen und setzt sich seitdem mit vollem Elan für aufwind ein.

Wird das Baby im Ludwigsburger Klinikum geboren, gibt es bereits während des Klinikaufenthalts Hilfestellungen von aufwind. Denn der Verein hat im Klinikum seinen Sitz und ist daher eng mit der Kinderklinik verzahnt. »Das macht den Einstieg zuhause einfacher, wenn der Erstkontakt bereits während des Klinikaufenthalts erfolgt und man sich schon kennt«, erläutert Markus Stammberger.

100 Familien im Landkreis Ludwigsburg brauchen Hilfe

Nahezu alle betroffenen Familien nehmen die Hilfen des Vereins gern an. Selbst wenn eine Familie erstmal meint, das kriege sie schon alleine hin, »klingelt in der Regel spätestens am zweiten Tag das Telefon und die Eltern bitten um Hilfe«, so Stammberger. 

80 bis 100 Familien im Landkreis sind pro Jahr betroffen. Die Unterstützung durch den Verein ist für sie kostenlos. Ein Punkt, auf den der aufwind e.V. besonderen Wert legt. Das bedeutet aber auch, dass sechsstellige Beträge pro Jahr nötig sind, um seine Arbeit zu finanzieren. Denn die Krankenkassen übernehmen nur etwa die Hälfte der anfallenden Kosten.

Genau darum brauche es den Verein, so Professor Dr. Jochen Meyburg, Ärztlicher Direktor der Ludwigsburger Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Er hat lange Jahre ein Kinderpalliativzentrum in Heidelberg geleitet und weiß daher, wie wichtig eine engmaschige Betreuung betroffener Familien ist. »Die Familien, die Kinder mit besonderen Bedürfnissen haben, werden durch die regulären Strukturen teilweise nicht aufgefangen und brauchen Unterstützung in ganz verschiedenen Bereichen«, fasst er zusammen. 

Der Esso-Tiger begleitet Prof. Dr. Meyburg schon seit seiner Kindheit und musste unbedingt auch in seinem Büro im Klinikum aufgehängt werden. »Er ist mein Motivator«, so Meyburg, der den Tiger einst von seinem Vater geschenkt bekam.


Interdisziplinäres Team hilft Baby, Eltern und Geschwistern

Deshalb besteht das neunköpfige »aufwind e.V.«-Team sowohl aus Kinderkrankenpfleger:innen und Sozialarbeiter:innen als auch aus Psycholog:innen und Fachärzt:innen, welche die betroffene Familien regelmäßig zuhause besuchen.

Amelie Hallmann ist eine von ihnen. Die Case Managerin steuert den ganzen Fall einer Familie über mehrere Monate. Sie prüft bereits im Klinikum, wer Begleitung durch den aufwind e.V. braucht und nimmt betreuten Familie die ganze Organisation rund um ihr Kind ab. Sie hilft unmittelbar, auch wenn die Krankenkasse noch keine Gelder genehmigt hat und unterstützt Familien dabei, Förderungen, Therapie und Schwerbehindertenausweise zu beantragen.

»Ich wollte wissen, wie das Leben nach der Klinik weitergeht«, beschreibt sie ihre Motivation, für den aufwind e.V. zu arbeiten. »Viele Eltern denken, wenn die Klinikzeit vorbei ist, dann geht das normale Leben los.« Doch oft werde noch viele Monate lang Nachsorge gebraucht.

 
»Ziel ist, dass die Familien auch ohne uns gut leben können.«
— Amelie Hallmann
 

Betroffene Familien sind lange sozial isoliert

Oft kann der Verein sich nach einem halben Jahr zurückziehen. Doch manchmal, wenn Kinder schwer oder chronisch krank auf die Welt kommen, braucht eine Familie jahrelang Hilfe. Sauerstoffmangel unter der Geburt, Diabetes und Erbkrankheiten sind oftmals die Ursache für Folgeerkrankungen. Neben der praktischen Hilfe zuhause vernetzt aufwind e.V. auch betroffene Familien miteinander und holt sie so aus der Isolation.

Durch die Corona-Pandemie hat sich die Lage nochmal verschärft.

»Mit krankem Kind hängt man nicht auf dem Spielplatz ab und lernt somit auch keine anderen Eltern kennen«, erläutert Markus Stammberger die Situation vieler Familien. Tatsächlich kennen Familien mit kranken Babys Lockdowns und Kontaktbeschränkungen schon länger, da die Neugeborenen oftmals besonders geschützt werden müssen. Durch Corona sind Familien noch mehr allein als zuvor und der aufwind e.V. ist oft ihr einziger Ansprechpartner. Die Familien aus der Isolation herauszuholen, ihnen wieder einen roten Faden zu geben und ihnen zu helfen, allein klarzukommen — das ist das erklärte Ziel von aufwind e.V.!

Unterstütze die wertvolle Arbeit von aufwind e.V. Ludwigsburg mit deiner Spende

Wenn du in der Weihnachtszeit etwas Sinnstiftendes tun willst, spende an aufwind e.V. Ludwigsburg. Tipp: Füge bei der Banküberweisung deinen kompletten Namen und deine Adresse hinzu, um einen Dankesbrief und eine Zuwendungsbescheinigung zu bekommen.

Spendenkonto: aufwind e.V.
Bunter Kreis Ludwigsburg
Kreissparkasse Ludwigsburg
IBAN: DE02 6045 0050 0030 1045 43
SWIFT-Code: SOLADES1LBG


 

Spendenaktion von
»Hallo Ludwigsburg« zu Weihnachten

Du überlegst, unser Ludwigsburg Wimmelbuch oder Wimmelpuzzle zu Weihnachten zu verschenken? Wir von »Hallo Ludwigsburg« spenden pro verkauftem Wimmelprodukt 5 Euro an aufwind e.V.

Solange der Vorrat reicht bekommst du das Wimmelbuch »In Ludwigsburg wimmelts« und die beiden Puzzle »Am Monrepos wimmelts« sowie »Im Märchengarten wimmelts« bei Brillen Mosqua in der Myliusstraße Ludwigsburg, bei Sandra Proksch Floristik in Ingersheim oder als Mitarbeiter:in/Patient:in im Krankenhausshop der RKH Kliniken Ludwigsburg. Go for it!

 

Veröffentlichung: 09. Dezember 2021
Autorin: Tabea Lerch
Bilder: Deborah Schulze
Titelbild »Babyfüschen«: Jens Johnsson
Bild »Papa mit Tochter auf dem Arm«: Kampus Production